10 Jahre Bunter Tisch

Einladung zur Veranstaltung

Ein Grund zum Feiern? Es gibt Jubiläen bzw. Jahrestage, da ist einem nicht unbedingt zum Feiern zu Mute angesichts des Grundes, warum der Bunte Tisch gegründet wurde.

ABER: seit 10 Jahren arbeiten wir konstant – mit regelmäßigen Plenumstreffen, mit vielen Veranstaltungen, mit Infoständen an Stadtteil- oder Straßenfesten, mit dem Café Asyl und einem Fahrradtraining für Geflüchtete sowie mit Projekten und größeren Aktivitäten im Zusammenhang mit dem ehemaligen KZ-Außenlager am Südfriedhof.

Dabei haben uns immer wieder Beteiligte aus dem Plenumskreis sowie viele andere Engagierte geholfen und unterstützt. Es gab zahlreiche neuen Kontakte und Vernetzungen.

Dies alles war allemal ein Grund, sich zu treffen, die 10 Jahre Revue passieren zu lassen und einen Abend zu genießen, was am 3. Februar 2023 passierte. Dazu wurden natürlich alle die eben genannten Personen eingeladen, sofern wir noch aktuelle Kontaktdaten hatten. Viele sagten zu und kamen. Anderen war ein Kommen nicht möglich. Viele von denen gaben eine kurze Rückmeldung.

Der Start in den Abend wurde von den beiden Gitarristen Andreas Scheulen und Markus Waloschik gestaltet. Vor und zwischen den Wortbeiträgen trugen sie nachdenkliche Lieder vor. Nach dem inhaltlichen Teil des Abends begleiteten sie die Gespräche vorrangig mit Instrumentalstücken.

Annekatrin Fries, die Leiterin des Amtes für Kultur und Freizeit ließ es sich nicht nehmen, uns für diese Veranstaltung im Kulturladen Gartenstadt zu begrüßen. Sie zitierte zu der Gründung des Bunten Tisches unsere Homepage mit den Worten: „…als Reaktion von provozierenden Auftritten vermeintlicher Neonazis beim vorherigen Stadtteilfest Gartenstadt. Aus diesen Treffen ist der Bunte Tisch Gartenstadt entstanden.“

Annekatrin Fries bei der Begrüßung
(Fotos: Rüdiger Löster)

Und hier noch einige Ausschnitte aus ihrer Begrüßung: „Was dann geschah könnte man als eine idealtypische Form gesellschaftlichen Engagements, des Zusammenhalts und als ein deutliches, unübersehbares, wichtiges Stoppschild gegen Rechts, wider Rassismus und Antisemitismus bezeichnen. Dieses zentrale Anliegen hat der Bunte Tisch Gartenstadt und Siedlungen Süd in seiner Gründungsresolution unterstrichen. Sein Wirken wurde seither vielfach gewürdigt.

Das Amt für Kultur und Freizeit dankt dem Bunten Tisch Gartenstadt und Siedlungen Süd sehr herzlich für die hervorragende Kooperation. Wir freuen uns sehr, dass Sie in unserem Kulturladen Gartenstadt ihre „Heimat“ haben und werden Sie auch weiterhin gerne und mit voller Kraft unterstützen.

Der Bunte Tisch Gartenstadt mit seinem großen Netzwerk hat viele Projekte realisiert, viel für den Stadtteil getan, sich unterschiedlichsten Themen gewidmet und sich an vielen gemeinsamen Aktionstagen beteiligt. Er hatte zudem zuletzt mit sehr eindrücklichen Beiträgen die Nürnberger Erinnerungskultur befördert. Dabei zeigte die Arbeit des Bunten Tischs immer deutlich: Es geht nie nur um Geschichte. Rassismus, Antisemitismus, Propaganda, Ausgrenzung sind (leider) nicht Geschichte. Dem Bunten Tisch Gartenstadt und Siedlungen Süd geht es mit diesen wichtigen Akzenten vor allem auch um die Gestaltung unserer gemeinsamen Zukunft, unseres friedlichen, toleranten Miteinanders. Für dieses Engagement danke ich Ihnen im Namen des Amts für Kultur und Freizeit sehr herzlich.“

Vorstandsmitglied Susanne Dittrich-Leonhard – (Foto: Rüdiger Löster)

Für den Bunten Tisch begrüßte Vorstandsmitglied Susanne Dittrich-Leonhard die Interessierten, die den Bunten Tisch seit Jahren Begleitenden, die Referent*innen, Politiker*innen, Repräsentant*innen aus Verbänden, Vereinen, den Kirchen und der Kommune und brachte unsere Freude zum Ausdruck, dass die genannten den Abend – anlässlich des 10jährigen Bestehens des Bunten-Tisches-Gartenstadt und Siedlungen Süd mit uns verbringen, sich mit uns erinnern und vielleicht mit uns weitere Netzwerke aufbauen wollten. Sie gab einen Überblick zum weiteren Verlauf des Abends und machte ausdrücklich deutlich: „Falls noch Unsicherheiten zum Buffet bestehen: Es ist seit Beginn eröffnet, greifen Sie, gerne jederzeit zu, holen Sie sich Getränke und begehen Sie diesen Abend mit uns.“

Monika Abel holte in ihrem Beitrag insbesondere die Startphase des Bunten Tisches in Erinnerung. 2012 war sie die Leiterin des Kulturladens Gartenstadt und brachte mit der Einladung zun den Treffen gegen Rechts den Bunten Tisch auf den Weg. „Unser Bunter Tisch ist nämlich was ganz Besonderes. Etwas Offenes, Willkommendes. Obwohl der Anlass zur Gründung gar nicht fröhlich, sondern eher bedrückend war. Eine Handvoll Rechtsextremer hatte im Jahr 2012 das Stadtteilfest der Gartenstadt gestört. Hatten mit Drohgebärden hantiert und provoziert. – Man muss sich vorstellen: 2011 flog erst der NSU auf und Nürnberg spielte da eine gewisse Rolle.  Vielen mutigen Teilnehmer*innen und Besucher*innen des Festes gelang es, die Randalierer friedlich, aber bestimmt vom Platz zu schieben. Zwanzig bis dreißig Männer und Frauen machten klar: Von EUCH lassen WIR unser Fest nicht kaputt machen!“

Einblicke in die Anfänge vom Bunten Tisch von Monika Abel
(Fotos: Rüdiger Löster)

Weiter schilderte sie, wie gemeinsam überlegt wurde, wie mit dem Problem umzugehen sei. „Wofür stehen wir? Wie wollen wir zusammenleben? Es kam zu einer klaren Resolution, die von vielen Einzelpersonen, Institutionen und Vereinen unterzeichnet wurde.“ Monika Abel berichtete von der großen Solidarität, die entstand und dem gegenseitigen Vergewissern und Versprechen: „Wir schauen hin und nicht weg“, „Wir mischen uns ein und helfen uns gegenseitig“. In Verbindung zwischen den Ursachen für den Bunten Tisch und der Erinnerungsarbeit der letzten Jahre stellte sie fest: „Man kann ja nur den Anfängen wehren, wenn man die Anfänge und das katastrophale Ergebnis kennt. Das eine bedingt das andere. Alle Forschungen, die sich mit dem Thema Rechtsextremismus beschäftigen, weisen klar darauf hin, dass er sich dort festsetzt, wo kein zivilgesellschaftlicher Widerstand zu erwarten ist, wo rechtsextremes Gedankengut von einer schweigenden Masse irgendwie mitgetragen wird. Wo weggeschaut wird. Initiativen und Vereine, die sich einer Kultur des Wegschauens und der Entsolidarisierung unserer Gesellschaft entgegenstellen, sind nicht hoch genug einzuschätzen.“ Und ein weiterer Aspekt war Monika Abel wichtig: „Auch junge Menschen entdecken immer wieder den Bunten Tisch: 2020 waren es angehende Fotografinnen der B6, die ein Fotobuch über den Verein erstellten. Studierende der Hochschule Ansbach drehten 2022 eine Dokumentation.“ Soweit Auszüge aus den Gedanken von Monika Abel.

(Foto: Rüdiger Löster)

Als letzten inhaltlichen Beitrag gab es eine Revue mit Fotos und Filmmaterial aus den 10 Jahren des Bestehens vom Bunten Tisch. Vorstandsmitglied Frank Hotze begann noch einmal mit den auslösenden Geschehnissen der 2012er Stadtteilfest und den Konsequenzen daraus. Dazu gehörte die Einladung zum „Ersten Treffen gegen Rechts“ vom 27. September 2012 und die erste Folie aus der Präsentation des damaligen Inputgebers Michael Helmbrecht, damals u. a. Vorsitzender der Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion Nürnberg. Es folgten Fotos der ersten Infostände vom Bunten Tisch im Jahr 2013 mit der großen Bühnenaktion während des Grußwortes der damaligen OB Maly: „Die Gartenstadt ist bunt!“. In der Zeitreise folgten ein Blick auf die Vielzahl der Veranstaltungen gerade in der Startphase, die Aktivitäten vom Café Asyl und dem Fahrradtraining, das für die Geflüchteten angeboten wurde.

Nicht nur durch Fotos und Filmmaterial veranschaulicht Vorstandsmtglied Frank Hotze die Arbeit der 10 Jahre.
(Foto: Rüdiger Löster)

Für den Bunten Tisch nicht unwichtig waren 2015 der Mittelfränkische Integrationspreis mit einem dritten Platz und im Jahr 2018 der Interkulturelle Preis des Integrationsrates. Von letztere Preisverleihung konnte wir erstmals einige Filmsequenzen zeigen.
Gestreift wurden auch das Projekt „Migrationsvielfalt mitten unter uns“ mit den verschiedenen Veranstaltungen dazu und im Nachgang sowie das Engagement zum ehemaligen KZ-Außenlager von der Stelenstellung über die Dokumentation bis zur Ausstellung im Jahr 2022.
Ein Ausblick auf die nächsten Veranstaltungen am Ende der Präsentation durfte nicht fehlen.

Im Anschluss nutzten einige noch die Möglichkeit zu Netzwerken und Gespräche zu führen. Teilweise wurde in Erinnerungen geschwelgt. Es gab aber auch Momente mit: „daran habe ich mich gar nicht mehr erinnert“ oder so ähnlich.

Auch deswegen war es allemal wert, so einen Abend zu organisieren. Vielen Dank von uns alle, die gekommen sind, die sich beteiligt haben, die einen inhaltlichen Beitrag oder etwas Leckeres für das Buffet geleistet bzw. beigetragen haben.