Die Gedenk- und Informationstafeln

Zusammenarbeit Stiftung Bayerische Gedenkstätten, Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände und Bunter Tisch Gartenstadt und Siedlungen Süd

Die Stiftung Gedenkstätten arbeitet – so ein Zeitungsbericht aus 2015 – an einer Kartierung aller KZ-Außenlager. Der Bunte Tisch versucht hier die Stiftung mit dem Stiftungsdirektor Karl Freller bezüglich einer würdigen Form und eines angemessenen Ortes des Gedenkens zu unterstützen. Lange war die genaue Lage des Lagers nicht ganz klar. Wiederholt beschäftigte sich das Plenum des Bunten Tisch mit dieser Frage und wie bzw. wo eine Gedenktafel sinnvoll zu platzieren wäre.

Am 21. April 2017 fand am Südfriedhof eine Recherche mit einem Filmteam des Bayerischen Rundfunks und Alexander Schmidt vom Nürnberger Doku-Zentrum statt. Es ging um Spurensuche und Verortung des Lagers für Zwangsarbeiterinnen ab Ende 1944 am Südfriedhof, die für die Siemens-Schuckertwerke arbeiten mussten. Bei diesem Termin ergaben sich zufällig wie spontan Gespräche mit ZeitzeugInnen, die die vermutliche Position des Lagers bestimmen konnten. Dies war aus den wenigen Fotografien nicht eindeutig möglich.

Im Rahmen der Sendung „Kontrovers“ im 3. Programm des BR wurde am 19. Juli 2017 der Beitrag unter dem Thema „Vergessene Außenlager – Wenn Gras über Geschichte wächst“ gesendet, der auch auf ein Lager in Augsburg hinweist. Dieser Beitrag ist auf youtube (einfach hier klicken) abrufbar. Nach einem Gespräch mit den Vorständen der Wohnungsgenossenschaft Sigmund Schuckert gab es die Zusage, dass auf dem Gelände der Wohnungsgenossenschaft – hier befand sich das KZ-Außenlager – eine Gedenktafel gestellt werden kann.


Übergabe der Gedenk- und Informationstafeln

Fotos: Rüdiger Löster

Diese Stelen wurden im Frühjahr 2019 gestellt. Am 13. Mai 2019 fand dazu bei den Informationstafeln ein Festakt statt. Hier der Ablauf der Veranstaltung:
Chor Hawa Naschira der Israelitischen Kultusgemeinde unter der Leitung von Arkadij Pevtsov
Begrüßung – Frank Hotze
Bunter Tisch Gartenstadt und Siedlungen Süd
Grußwort – Karl Freller
Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten
Schülerinnen/Schüler der Georg-Holzbauer-Mittelschule
Rezitation: Interview Suzana Perl
Grußwort – Thorsten Brehm
Vertreter der Stadt Nürnberg
Schülerinnen/Schüler der Georg-Holzbauer-Mittelschule
Rezitation: Cecilie Klein – Gedicht „Vater“
Einführung – Alexander Schmidt
Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände
Schülerinnen/Schüler der Georg-Holzbauer-Mittelschule
Rezitation: Interview Eva Keszler
Grußwort – Jo-Achim Hamburger
Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg
Chor der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg „Hawa Naschira“

Als „Nachgehakt“ zum Beitrag von „Kontrovers“ des Bayerischen Fernsehens von 2017 gab es am 15. Mai – also zwei Tage nach dem Festakt – eine Betrachtung des Senders, der von dem Festakt der Einweihung der Stelen an dem früheren KZ-Außenlager berichtet.

Ein QR-Code auf einer der Tafeln führt auf diese Seite und gibt einige Informationen zum Lager. Ferner gibt es einen Beitrag im Blog der Museen der Stadt Nürnberg: https://museenblog-nuernberg.de/2019/05/16/informationstafeln-kz-aussenlager/


Mobile Bürgerversammlung stoppt an den Stelen

Am 3. Juli 2019 wurde von der Stadt Nürnberg eine Mobile Bürgerversammlung zum Thema „Menschenrechte“ durchgeführt. Die letzte Station dieser Tour war an den neuen Informationstafeln zum KZ-Außenlager am Südfriedhof. Inhaltliche Informationen gab die Historikerin Nadja Bennewitz.


Besuch von der Georg-Holzbauer-Schule

Der folgende Text und die zwei Fotos erreichten uns von Sebastian Strattner, dem stellvertretenden Schulleiter der Georg-Holzbauer-Schule in der Saarbrückener Straße.

V1 besucht Gedenktafeln des KZ-Außenlagers

Am 17.11.2020 besuchte die Klasse V1 die Gedenk- und Informationstafeln zum ehemaligen KZ- Außenlager der Siemens- Schuckertwerke. Im Deutsch- und Ethikunterricht setzte die Klasse sich zuvor kritisch mit der „Schuldfrage“ für den Holocaust (Schoah) auseinander und leitete daraus ab, welche Verantwortung heutige Generationen haben. Für die Jugendlichen war es schwer vorstellbar, dass es auch in unmittelbarer Nähe ihrer Schule damals zu derartigen Verbrechen kam. In einer Schweigeminute gedachten die Klasse und Herr Strattner abschließend den Opfern von damals. Sie lesen nun die niedergeschriebenen Gedanken von Schülerinnen und Schülern der V1, die sich direkt an die Opfer richten.

Schülertexte:
„Wenn ich daran denke, was die Nazis und ihre Helfer Ihnen angetan haben, macht es mich zugleich wütend und traurig, denn Ihnen wurde das Leben und die damit verbundenen Möglichkeiten geraubt. Meine und die Pflicht aller anderen Menschen ist es, dass wir so etwas nicht mehr zulassen und nicht tatenloszusehen, wenn es antisemitische Übergriffe gibt.“ (Daniela)
„Es stimmt mich traurig, dass Menschen anderen Menschen so etwas Schreckliches angetan haben. Wir sollten uns daher nicht nur daran erinnern, was Ihnen widerfahren ist, sondern müssen auch gegen Antisemitismus vorgehen und Menschen darüber aufklären.“ (Kevin)
„Ihr Schicksal macht mich traurig. Ich weiß, dass ein Brief die Dinge nicht ungeschehen macht, aber Sie sollen wissen, dass auch heute noch junge Menschen Ihrer gedenken. Darüber hinaus möchte ich mit aller Kraft verhindern, dass so etwas wieder vorkommt.“ (Patrick)
„Was die Nazis getan haben, war schrecklich und ist mir als Mensch unverständlich. Wir dürfen es nicht vergessen und es darf sich nicht wiederholen, das ist unsere Verantwortung. (Denys)
„Ich hoffe, dass jede folgende Generation es besser macht. Es tut mir sehr leid, besonders treffen mich die Schicksale der Kinder und Jugendlichen, die wie ich, noch ein ganzes Leben vor sich hatten und gnadenlos umgebracht wurden. Rassismus muss in jeder Art und Weise gestoppt werden.“ (Dina)