Fotobuchprojekt

Solange uns die Menschlichkeit miteinander verbindet, ist egal, was uns trennt.

Ernst Ferstl
Cover des Fotobuchs

Von Mitte Dezember 2019 bis Ende März 2020 wurde unsere „normale“ Arbeit ergänzt durch ein Projekt der besonderen Art. Es ging um ein Fotobuch. Das folgende Bild zeigt das Cover des Fotobuches mit einer besonderen Form der Anordnung unseres Logos. Der oben zitierte Text befindet sich auf der ersten Innenseite des Buches. In der Folgen schildern wir den Prozess dieses Projekts einmal aus Sicht der drei Fotografinnen Natalia, Viktoria und Viktoria und parallel dazu aus Sicht des Vorstands vom Bunten Tisch.

Sichtung der Location durch Viktoria und Natalia – Foto: Viktoria Losew

Die Fotografinnen

Im Rahmen unserer Fotografie Ausbildung an der Berufsschule 6 in Nürnberg sollte in Gruppenarbeit ein Fotobuch für einen ehrenamtlichen Verein unserer Wahl erstellt werden. Das Fotobuch sollte dabei als Imagebuch agieren, um über den Verein zu informieren und bei der Gewinnung neuer Mitglieder und Sponsoren behilflich sein.

Nun machten wir uns also an die Recherche und sind auf den Verein „Bunter Tisch Gartenstadt und Siedlungen Süd“ gestoßen. Das Engagement des Vereins für ein friedliches Miteinander, eine vielfältige Gemeinschaft und die klare Verneinung von Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit überzeugte uns auf Anhieb. Da wir drei einen Migrationshintergrund haben, liegt uns das Thema besonders am Herzen.

Daraufhin schrieben wir den Verein an und bekamen kurz darauf eine interessierte Rückmeldung, womit auch schon alles seinen Lauf nahm. Nach dem ersten Treffen mit den vier Vorstandsmitgliedern waren wir überzeugt, dass es die richtige Wahl war und dass nun ein tolles Projekt mit viel erfüllendem Erfahrungsaustausch beginnen konnte.

Zuerst wurde das Konzept erarbeitet, in dem wir unter anderem den Auftrag und Inhalt, die Analyse und Ideenfindung, die Fotografien und das Layout sowie die Umsetzung beschrieben. Im Anschluss wurde das Konzept sowohl mit dem Verein als auch mit unseren Berufsschullehrern durchgesprochen und nochmals überarbeitet.

Daraufhin ging es an das Fotografieren. Hier wurden Termine festgelegt, wir hielten verschiedene Veranstaltungen fotografisch fest und führten Interviews mit einigen Vereinsmitgliedern durch. Es entstanden auch Porträts der interviewten Vereinsmitglieder sowie der Vorstandsmitglieder. Auch fertigten wir Aufnahmen von dem Kulturladen Gartenstadt an, in dem viele Treffen stattfanden und der von dem Verein oftmals als Veranstaltungsort genutzt wird. Zudem streiften wir jeder für sich durch die Gartenstadt und hielten dabei einige Augenblicke des Alltags in der Gartenstadt fest. Dadurch sind verschiedene Blickwinkel des Viertels entstanden.

Viktoria und Viktoria vor der Präsentation des Konzepts im Plenum – Foto: Natalia Modienkova

Nach vielen Besprechungen, Fototerminen, Korrekturrunden und Layoutvarianten wurde das Buch nun in den Druck gegeben und einige Zeit später hielten wir ganz stolz unser gemeinsam erarbeitetes Fotobuch in den Händen. Als die erfolgreiche Bewertung durch unsere Lehrer überstanden war, durften wir das Exemplar voller Vorfreude dem Verein übergeben.

Für unser Projekt hätten wir uns keinen besseren Verein vorstellen können, denn das Fotobuch ist wirklich gemeinsam entstanden. Durch viele Besprechungen und Absprachen hatten wir sofort ein Feedback und konnten das Besprochene gleich umsetzen. Es wurden von beiden Seiten Ideen und Vorschläge eingebracht und man hat sich schnell auf eine passende Variante geeinigt.

Zum Schluss möchten wir dem Verein „Bunter Tisch Gartenstadt und Siedlungen Süd“ ein ganz großes DANKE sagen. Für die unermüdliche Arbeit und ihr großes Engagement, für ihr Glauben an ein vielseitiges Wir und für die Überzeugung, dass es sich dabei um ein wichtiges Thema handelt, über das gesprochen werden muss und dass Erfahrungen aus unserer Geschichte weitergetragen werden müssen, um daraus zu lernen.

Der Verein

Das war für uns eine Überraschung, als Mitte Dezember 2019 bei uns vom Vorstand eine Mail einging, in der drei Fotografinnen uns ein Fotobuchprojekt vorschlugen. Wir waren gleich interessiert und nach dem ersten gemeinsamen Treffen im Rahmen einer Vorstandssitzung auch überzeugt, dass dieses Projekt eine gegenseitige Bereicherung sein würde.

Allerdings war es für uns eine zeitliche Herausforderung, denn in dem Zeitraum bis Ende März 2020, in dem die Inhalte für das Fotobuch zu erstellen waren, lagen noch Veranstaltungen zum ehemaligen KZ-Außenlager am Südfriedhof und die Fertigstellung der Dokumentation zum Lager. Diese Termine boten aber auch die Chance, nicht nur theoretische Informationen über unseren Verein zu vermitteln, sondern die Drei an unserer Arbeit teilhaben zu lassen.

Start der praktischen Arbeit war unser Plenumstreffen am 30. Januar 2020. Hier stellten Viktoria, Viktoria und Natalia den Anwesenden nicht nur das Projekt vor, sondern führten noch mit einigen von ihnen Gespräche und erstellten Portraits.

Die erste Veranstaltung zusammen fand unter dem Motto „Erinnern • Mahnen • geDENKEN • Geschichte erfahren“ am 3. Februar 2020 im Roxy Renaissance Cinema statt. Da wir diese Veranstaltung bereits im Oktober des Vorjahres durchgeführt hatten, waren uns die Abläufe parat. Die drei Fotografinnen mussten sich jedoch den Herausforderungen in dem Kinosaal stellen. Schon hier überzeugten sie uns mit super Aufnahmen von der Veranstaltung.

Der Vorstand bei Fotoshooting – Foto: ???

Am Folgetag fand gleich die nächste Vorstandssitzung statt, in der dann u. a. wir vom Vorstand in die „Fotobox“ mussten. Nicht einfach Klick, nein. Richtige Ausleuchtung und Auflockerung verkniffener Gesichter durch einen kurzen Witz waren angesagt. Auch Knitter im Hemd wurden fachgerecht erkannt. In der Sitzung ging dann auch um den letzten und großen Termin, den wir vom Bunten Tisch schon lange in Planung hatten und der für unsere Begleiterinnen den letzten offiziellen Termin bedeuten sollte: der 27. März 2020.

An dem Tag sollte die Dokumentation „Von Auschwitz nach Nürnberg“ offiziell präsentiert werden. Gleichzeitig sollte eine Ausstellung über verschiedenen Frauen, die in dem Lager waren, eröffnet werden. Zu dem Termin waren einige Gäste mit Wortbeiträgen angesagt. Die Räumlichkeit im Kulturladen wäre sicherlich noch einmal eine fotografische Herausforderung geworden. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte die Veranstaltung nicht stattfinden. Als Ersatz haben wir dann einen Fototermin im Kulturladen mit einer Pseudo-Hängung von Teilen der Ausstellung vereinbart.

Gespannt warteten wir auf die Benotung des fertigen Fotobuches sowie auf das Buch selber. Voller Freude konnten wir dieses bei unserer Jahreshauptversammlung im Juli 2020 entgegennehmen. Das Buch machte dann erst einmal die Runde im Vorstand und kann, sobald wieder Treffen möglich sind, im Plenum oder zu anderer Gelegenheit eingesehen werden.

Für uns war es nicht nur ein interessantes Projekt, sondern auch eine Bereicherung. Es war ein ernsthaftes und konzentriertes Miteinander genauso wie auch entspannte Heiterkeit zwischendurch. Als Dankeschön für diese Zusammenarbeit trafen wir uns noch einmal in entspannter Atmosphäre. Wir wünschen den Dreien alles Gute für Ihre Zukunft und allen eine Möglichkeit der Entfaltung in unserem Land.

Natalia im Kino auf Motivsuche – Foto: Viktoria Losew

Die Vergangenheit muss reden, und wir müssen zuhören.Vorher werden wir und sie keine Ruhe finden.

Erich Kästner
Zum Abschied ein Foto: von links
Natalia, Norbert, Taylan, Frank, Viktoria, Viktoria (Susanne fotografiert)

Die Zitate zu Beginn und am Ende dieser Seite befinden sich am Anfang und Ende des Fotobuchs und wurden von Natalia, Viktoria und Viktoria ausgesucht.